Das Jahreskreisfest Yule oder auch Jul wird am 21. Dezember gefeiert. Es ist die Wintersonnenwende und so die dunkelste Nacht des Jahres. Ab jetzt wird es wieder heller. Das Thema ist die Wiedergeburt des Lichts in uns und um uns.
Die Stimmung ändert sich zu Yule
Die keltischen Jahreskreisfeste orientieren sich am Verlauf der Sonne und des Mondes und dem Rhythmus der Natur. Die Kelten kennen diese Zeit zwischen Samhain am 31. Oktober und Yule am 21. Dezember als dunkle Zeit. Die Natur ist karg, kalt und ruht in sich. In ihren Festen orientieren sie sich an ihrer Umwelt und fühlen sich stark mit der Natur verbunden. Die Zeit vor Yule ist gedacht für Rückzug, Ruhe und Innenschau. Auch heute spüren wir, wie uns immer mehr die Kräfte ausgehen, wir uns eigentlich nach Ruhe sehnen. Stattdessen Vorweihnachtsstress pur. Viele von uns leiden in diesen Zeiten an depressiven Verstimmungen, obwohl wir in einer warmen Wohnung sitzen und uns im nächsten Supermarkt oder online alles kaufen können, was wir möchten. Doch die naturgegebenen langen Nächte hinterlassen trotzdem Spuren. Umso wertvoller ist es, diese Zeit bewusst zu nutzen, um zu ruhen. Wie die Natur.
Yule bei den Kelten
Ausgesprochen wird es "Jul". Mit Lichtblick und Aufatmen feiern die Kelten zu Yule die Wiedergeburt der Sonne. Es existiert auch der Name Mütternacht. Weg von der Melancholie. Die Nächte werden endlich kürzer und unsere Kräfte kehren zurück. Sie verbinden sich stark mit der Natur und meinen spüren zu können, wie sich unter der Erde etwas rührt. Leben aufkeimt. Das Ende der Kälte ist endlich abzusehen.
Der 21. Dezember ist auch der Beginn der sogenannten zwölf Rauhnächte. Die heiligsten Nächte des Jahres. Die Kelten sprechen ihnen eine besondere Magie zu und räucherten täglich ihre Häuser zum Schutz. Die Orakelnächte sollen Aufschluss über die kommenden zwölf Monate geben. Mehr zu ihnen kannst du hier lesen.
Wintersonnenwende in der Antike
Es ist nicht genau bekannt, woher die Traditionen um Yule genau stammen. Denn die Wintersonnenwende wird in vielen Kulturen schon immer gefeiert. Im alten Griechenland und im alten Rom war der 21. Dezember ebenfalls ein Tag, um den Sonnengott zu verehren. In Rom wurde der Tag der “sol invictus”, der unbesiegbaren Sonne, sogar zum Staatsfeiertag.
Weihnachten
Heute nach der Christianisierung nennen wir die Wiedergeburt der Sonne Weihnachten. Wir feiern die Weihenächte, in denen also etwas geweiht wird. Die Heilige Nacht, in der das Christuskind geboren wird und Licht und Hoffnung bringt.
Wir haben es geschafft – die bedrückende Zeit ist vorbei und langsam zieht wieder mehr Licht in unseren Alltag ein. Wir atmen auf, finden unseren Optimismus wieder.
Rituale zu Yule
Aus all den Kulturen haben sich über die Jahre hinweg verschiedene Traditionen entwickelt und sind miteinander verschmolzen. Da es sich um die Feier des Sonnengottes handelt, ist Feuer das wichtigste Element. Es gab daher vielerorts Fackelumzüge, um aus dem eigenen Dorf schlechte Energien und Geister zu verbannen. Aus den Überlieferungen kennen wir auch die Tradition, Radkreuze aus Holz anzuzünden und die Hügel hinabrollen zu lassen. Eine rollende Sonne.
Der Yule Block aus Eichenholz wurde am Vorabend zu Yule entzündet. Das große Stück Holz steht für Langlebigkeit und wurde gegebenenfalls bis zum nächsten Julfeuer aufgehoben. In Schottland wurde aus dem letzten Korn der Ernte im Oktober eine Puppe gebunden. Diese durfte erst jetzt zu Mittwinter an die Tiere verfüttert werden.
Es heißt auch heute vor allem im süddeutschen Raum, dass in dieser Nacht die Percht ihr Unwesen treibt. Wir kennen sie eher als Frau Holle aus Grimms Märchen. Laut alter Geschichten war sie diejenige, die unordentliche und unehrliche Menschen bestraft. Vorsichtig sollten die sein, denen die Percht ein weißes Wäschestück klaut, das nicht ordentlich abgehängt wurde. Daraus näht sie nämlich ein Leichentuch für seinen Besitzer.
Auch der Tannenbaum und die Mistel werden zu diesem Tag dekoriert. Ihre immergrünen Zweige symbolisieren, dass es noch immer Leben gibt. Auch in dieser kargen Phase.
Yule heute
In Nordeuropa gibt es noch immer das Julfest. Je nach Berechnung wird es zwischen dem 21. Dezember und Anfang Februar ausgerichtet. Und auch wir gehen an diesem Tag bewusst in uns. Bei einem Spaziergang in die Natur freuen wir uns, dass wir die Sonne nun länger am Himmel sehen. Und in einer kleinen Zeremonie mit Kerzenlicht möchten wir ihre Wiedergeburt feiern. Hier unsere Ideen für drei einfache Yule-Rituale:
- Winterzeit ist Erkältungszeit. Wir stärken uns in dieser Zeit mit verschiedenen Teemischungen. In diesen Tagen können uns tolle Immunkräuter wie Salbei und Hagebutte unterstützen. Für gute Stimmung und noch mehr gesunde Pflanzenstoffe sorgen in der Mischung Johanniskraut, Königskerze und Rosmarin. Wir feiern das Licht mit einem Gute-Laune-Tee, der nebenbei noch Halsweh, Husten und Co. lindern kann. Wir mischen die gewünschten Kräuter lose zusammen und lassen sie für zirka 7 Minuten abgedeckt ziehen.
- Es ist auch ein guter Zeitraum, um zu reflektieren. Uns zurückzuziehen von dem, was in diesem Jahr passiert ist. Wir machen das gern bei einem Räucherritual. Wir lassen das Alte los und spüren den Optimismus für die neue, hellere Zukunft. Um uns zu stärken und wieder lebensfroh zu fühlen, nutzen wir unsere Räuchermischung Good Vibes mit Königskerze, Dost und Schafgarbe. Bei unserem Räucherritual fragen wir uns: Für welches Thema brennen wir? Was möchten wir in Zukunft häufiger tun? Was und wer macht uns glücklich?
- Wir lieben das Licht von Kerzenschein. Gerade an diesem Abend entzünden wir viele Kerzen, deren Flammen uns an warmes Sonnenlicht erinnern. In diesem flackernden Licht können wir uns in einer kleinen Meditation verlieren. Natürlich entzünden wir große Holzscheite im Ofen und lauschen dem Knistern. Und lassen den Vorweihnachtsstress außen vor. Innerlich notieren wir drei Dinge, für die wir im Moment ganz besonders dankbar sind. Besonders gemütlich ist es mit einem heißen Wilden Kakao. Den bereiten wir mit unserem Wilden Kaffee und etwas Kakaopulver mit Pflanzendrink zu.
Yule ist tatsächlich erst der Anfang einer zauberhaften Zeit der Innenkehr. Dann folgen die Rauhnächte. Für uns ist es immer ein Tag, auf den wir hin fiebern. Denn dann ist es geschafft und wir haben die langen Nächte überstanden. Alles wird heller und leichter. Es dauert nicht mehr lang bis zur ersten sichtbaren Regung der Natur. Bis es so weit ist nehmen wir uns in den Rauhnächten die Zeit, um über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu reflektieren.
Bildcredit: Clara-Marie Felder