Rudi Beiser weiß so ziemlich alles über wilde Kräuter und Pflanzen. Bevor er ganz zum Dozenten und Autoren wurde, betrieb er selbst eine kleine Kräutermanufaktur. Uns erklärt er, wie wir Wildkräuter für unser Immunsystem nutzen können und welche Kräuter sich bei bzw. gegen Corona und andere Viren eignen (Lesezeit 4 Minuten).
Der Darm und die Darmflora beherbergen fast 80% aller antiköperbildenden Immunzellen. Ein gesunder Darm und daran gekoppelt eine gesunde Ernährung ist also unbedingt notwendig für ein gut funktionierendes Abwehrsystem. Deshalb lohnt es sich, den Darm täglich zu unterstützen (zum Beispiel mit dem Oxymel Immun). Rudi Beiser teilt sein Wissen über das Immunsystem und heimische Wildkräuter mit uns.
Lieber Rudi, du bist Wildkräuter- und Heilpflanzenkundler und Autor von 18 Büchern. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Im Moment versuchen wir alle bloß nicht krank zu werden und achten auf unser Immunsystem. Doch was ist das eigentlich und wie funktioniert es?
Ja, tatsächlich ist das Immunsystem durch die „Corona-Pandemie“ ins öffentliche Interesse gerückt. Kein Wunder, schließlich spielt es im Kampf gegen Viren eine entscheidende Rolle. Das Immunsystem, also unser körpereigenes Abwehrsystem, ist ein ziemlich komplexes Netzwerk aus verschiedenen Organen und Geweben. Es sorgt dafür, dass in den Körper eindringende Bakterien, Viren, Pilze, Schadstoffe oder Parasiten unschädlich gemacht werden. Dabei arbeiten zahlreiche Körpersysteme und Organe eng zusammen. Daran beteiligt sind beispielsweise Haut, Schleimhäute, Mandeln, Lymphsystem, Milz, Thymus und der Darm. Letzteres ist vielen gar nicht bewusst, aber der Darm und die Darmflora beherbergen fast 80% aller antikörperbildenden Immunzellen. Ein gesunder Darm und daran gekoppelt eine gesunde Ernährung, sind als unbedingt notwendig für ein gut funktionierendes Abwehrsystem. Damit die „Körperpolizei“, die ja rund um die Uhr aktiv ist, gut und zuverlässig arbeitet, ist es hilfreich, das System zu stärken.
Wie können wir das Immunsystem unterstützen? Wie machst du das persönlich?
Bei der Unterstützung des Immunsystems spielt eine gesunde Ernährung, mit reichlich Obst und Gemüse, eine wichtige Rolle. Vor allem die Vitamine A, C, D und E, sowie die Mineralien Eisen, Zink und Selen sind am guten Funktionieren der Immunabwehr beteiligt.
In diesem Zusammenhang ist es auch interessant, dass Wildpflanzen durchschnittlich dreimal so viel Vitamine und Mineralien enthalten wie unser gezüchtetes Hochleistungsgemüse. Aber nicht nur gesunde Nahrungsmittel, sondern auch ausreichend Schlaf, Bewegung in der freien Natur und das Vermeiden von Dauerstress unterstützen unser Immunsystem. Ich selbst lege viel Wert auf Spaziergänge in der Natur. Das ist zum einen wichtig für die körpereigene Vitamin-D-Bildung, aber es reduziert auch Stress und aktiviert die körpereigenen Killerzellen. Außerdem nutze ich gerne die Kraft der essbaren Wildpflanzen und Wildfrüchte.
Welche heimischen Kräuter und Pflanzen eignen sich besonders zur Prävention? Hast du ein liebstes Kraut?
In „kritischen Zeiten“ nutze ich zur Prävention gerne die heimische Holunderbeere in Form von Saft, aber auch die im Garten wachsende Zistrose. Es gibt relativ viele Pflanzen, die entweder unsere körpereigene Abwehr stärken oder die Viren am Eindringen hindern. Dazu gehören beispielsweise der Rote Sonnenhut, der Stinkende Storchschnabel, die Blutwurz oder der aus China stammende Einjährige Beifuß.
Du berichtest von Studien, die eine Behandlung des Covid-19-Virus mit Heilpflanzen versuchen. Kannst du uns mehr davon berichten?
Viele Studien bestätigen die Wirksamkeit von Heilpflanzen gegen Viren. Bezüglich des neuartigen SARS-CoV-2-Virus gibt es allerdings noch wenige Untersuchungen. Sehr vielversprechend waren Zellstudien mit Extrakten aus dem Einjährigen Beifuß (Artemisia annua), durchgeführt von der Freien Universität Berlin und vom Potsdamer Max-Planck-Institut. Sowohl wässrige als auch ethanolische Pflanzenextrakte scheinen das virale Wachstum merklich zu hindern. Momentan laufen die ersten klinischen Studien, mit Ergebnissen wird im Januar gerechnet.
Sollten wir nun also alle fleißig Beifuß-Tee trinken oder Tinkturen mischen?
Im Vordergrund stehen auf jeden Fall die Präventionsmaßnahmen im Rahmen der Corona-Verordnungen (AHA+L-Regel). Aber zusätzlich macht es durchaus Sinn antiviral wirksame Heilpflanzen einzusetzen. Es spricht also nichts gegen Beifuß-Tee und -Tinktur, aber durchaus auch der Einsatz anderer Pflanzen. Wichtig zu wissen: Unser heimischer Beifuß (Artemisia vulgaris) ist hinsichtlich der Prävention kein Ersatz für den Einjährigen Beifuß.
Apropos Tee: Es klingt so profan, aber wie bereiten wir einen Tee aus Wildkräutern richtig zu? Was sollten wir auf keinen Fall tun?
Ein Tee aus Wildkräutern kann sowohl aus der frischen als auch aus der getrockneten Pflanze zubereitet werden. Eigentlich kann man beim Tee zubereiten nicht so viel falsch machen. Fehler werden eher beim Teetrocknen und –lagern gemacht. Tee sollte immer unzerkleinert getrocknet und gelagert werden, denn er verliert durch die Zerkleinerung sehr viele Wirkstoffe. Das ist den Wenigsten bewusst, aber durch enzymatische Prozesse und durch Oxidationsprozesse gehen bei manchen Pflanzen über 50% der Wirkstoffe verloren. Unzerkleinerte Blätter und Blüten sind dagegen wie kleine Konserven, die die wertvollen Heilstoffe bis zur Teezubereitung bewahren. Wer sich im Detail für das Sammeln von heimischen Pflanzen zur Mischung eigener Tees interessiert, findet hierzu übrigens auch noch mehr Informationen in meinem Buch „Tee aus Kräutern und Früchten“ (Kosmos-Verlag).
Weiterhin ist es auch wichtig, zu welchem Zeitpunkt die Pflanzen geerntet werden, denn der Gehalt an Wirkstoffen schwankt während des Jahres massiv. Aber das ist ein sehr umfassendes Thema, das hier vermutlich den Rahmen sprengen würde. Außerdem kann man durch gezielte Maßnahmen die Wirkstoffproduktion der Pflanzen anregen, auch ein sehr spannendes Thema! Oh ja, leider. Ein anderes Mal. Könntest du uns noch ein oder zwei Rezepte für Tee verraten, der unser Immunsystem stärkt?
Rudis Sommergrüße (für 50 g)
- 15 g Holunderblüten
- 10 g Lindenblüten
- 10 g Melissenblätter
- 7,5 g Thymian- oder Quendelzweige
- 7,5 g Sonnenblumenblüten
Rudis Wintertraum (für 60 g)
- 10 g Zistrosenblätter
- 10 g Salbeiblätter
- 10 g Melissenblätter
- 30 g Holunderblüten
Rudis wilder Steckbrief
Dein liebstes Ritual: Mein liebstes Alltagsritual ist das morgendliche Zeitungslesen bei einer Tasse Kaffee. Ansonsten sind mir die Sonnwendfeste ein schönes und wichtiges Ritual.
Dein Lieblingskraut: Das ist eine schwierige Frage. Spontan würde ich die Königskerze nennen, deren strahlende Blüten ich besonders mag. Als Tee trinke ich gerne die Zitronenverbene.
Dein Kraftort: Mein Kraftort ist die Natur.
Der schönste Moment deiner Arbeit: In den Zeiten als ich noch die La Luna Kräutermanufaktur betrieb, war die Kräuterernte und das Abpacken der fertigen Tees ein Highlight. Heute sind die schönsten Momente, wenn ich für ein Buch recherchiere und dabei eine Pflanze, von der ich noch nicht allzu viel weiß, „neu entdecke“.
Das tollste Geschenk, das du jemals bekommen hast: Meine beiden Töchter!
Deine Mission: Das vergessene Wissen über Heil- und Wildpflanzen zu vermitteln. Und die Kunst, daraus gute Heilmittel herzustellen.
Eine Sache, für die du dankbar bist: Dass meine Berufung zum Beruf werden konnte.
Vielen Dank lieber Rudi für dieses kurzweilige und lehrreiche Interview. Du bist einfach supergut im Erklären! Wir freuen uns, in Zukunft auch einmal persönlich an deinem Wissen teilzuhaben. Wer nun mehr von Rudi lesen möchte, sollte unbedingt auf deiner Seite www.rudibeiser.de und seinem Instagramkanal vorbeisehen.