Slow Life zu Samhain

Wir befinden uns in einer stilleren Phase in der Natur. Sie schickt all ihre Kraft zurück in die Wurzeln unter der Erde. Und auch wir sehnen uns nach Rückzug. Wir haben uns mit Meliha La Guri über diese Zeitqualität unterhalten und wie wir sie für uns nutzen können. Meliha praktiziert Reiki und Energetic Healing und hat für uns viel Inspiration mitgebracht, wie wir mehr Ruhephasen in unseren Alltag bringen können.

Slow Life zu Samhain


Du beschäftigst dich viel mit den Jahreskreisfesten. Warum unterstützen die uns in unserem Alltag?

Die Jahreskreisfeste erlauben uns, die natürlichen Zyklen der Natur wieder mehr in unser Leben zu integrieren. Unsere Welt hat sich stark verändert und vor allem in urbanen Räumen sind wir weit entfernt von Natur-Rhythmen und der ‘inneren Uhr’.

Die Natur macht jährlich ihre Runde von der Besamung, zur Geburt, dem Wachsen, Entfalten, Früchtetragen, Ernten, Ausklingen und Sterben. Diese Prozesse finden auch in uns und unserem Leben statt. Desto näher wir bei uns sind, umso spürbarer wird diese Dynamik.

Sie zu integrieren, unterstützt uns dabei in Einklang mit den unterbewussten Energien und Schwingungen zu kommen. Wir sind mit der Erde, ihrem Wandel und auch dem Kosmos verbunden und ein Teil dieses großen Ganzen.

Welche Qualität oder Energie entspricht der derzeitigen Jahreszeit?

Die aktuelle Jahreszeit fällt in die Phase des ‘Abklingens und Sterbens’. So wie sich die Natur der Erde zurückgibt, um neuen Raum zu schaffen, tun wir das auch im Innen.

Der Jahreskreiszyklus folgt der keltischen Tradition nach, einer anderen Zeitrechnung und endet zwischen Oktober und November (SAMHAIN/Halloween/Allerheiligen/Allerseelen). Wir befinden uns also mitten in unserer Rückzugsphase, unserem Abkoppeln vom letzten Zyklus und dem Loslassen.

Das heißt, was wir meistens während der linearen Jahresrechnung (1.1.-31.12.) um Neujahr herum tun, ist eigentlich der jetzigen Zeitqualität entsprechend. Am 21.12. wenn wir mit YULE die Wiedergeburt des Lichtes feiern und die Tage danach wieder länger werden, sind wir zu Neujahr schon mitten in unserem eigenen Wiedergeburtsprozess.

Jahreskreisfest Samhain - Erdung

Was machst du, um dich zu erden?

Erdung ist für mich persönlich eine ziemliche Herausforderung. Das liegt nicht nur an den vielen Luft- und Feuerelementen in meinem Birth-Chart, sondern auch an meiner energetischen und schamanischen Tätigkeit. Ich bewege mich ständig im feinstofflichen Austausch zwischen den Welten. Balance und Dualität, neue Wege finden und Brücken bauen ist eine kopflastige Angelegenheit. 

Gerade deshalb unterstützen mich die Jahreskreisfeste, die Verbindung zur Natur auch in der Stadt, Spaziergänge in den grünen Oasen Wiens und dem Umland, viel Obst und Gemüse in meiner Ernährung. Ich versuche alle Sinne zu erden und zähle hier auf die unterbewusste Wahrnehmung. Mit all unseren Sinnen nehmen wir Energien wahr, sei es der "Gänsehaut-Sensor" oder ob wir jemanden ‘riechen’ können. 

Aktuell sieht das so aus:

  • Auge/Sehen/Visuell: frische saisonale Blumen, Dekoration, Wald, Natur, Lesen.
  • Ohren/Hören/Auditiv: keine Kopfhörer in der Natur, Stille, Wärme, Trommelmusik und ‘ethnic sounds’ (meine persönliche Bezeichnung für verschiedenste folkloristische Musik aus aller Welt, vor allem von Völkern und Tribes, die immer noch naturverbunden leben.)
  • Nase/Riechen/Olfaktorisch: mehr (Aus-)Räuchern, alles was reinigt und durchatmen lässt, Atemübungen.
  • Mund/Schmecken/Gustatorisch: saisonales Obst und Gemüse, alles was direkt aus der Erde kommt, Kräuter verwenden, Tees und Tinkturen trinken, von innen wärmen und nähren. Bewusstes Wahrnehmen, was der Körper verlangt und was wir hinein lassen (süß, salzig, bitter, scharf, basisch, …).
  • Haut/Tasten/Taktil: wärmende, weiche, sanfte Materialien, liebevoller Umgang mit der eigenen Haut und dem Körper, Öle und Massagen. Berührung.

Was verstehst du unter Slow Living? Wie schaffen wir es, uns zu erlauben, weniger zu leisten?

Persönlich ein großes Thema. Mein Beruf als Visual Merchandiserin in der Mode ist das ziemliche Gegenteil von Slow Living. Immer am Puls der Zeit und dem nächsten Trend nach hetzend, verfolgt mich dieses Tempo auch oft in meinem Spiritual Business. Kreativität fließt (glücklicherweise) andauernd und dafür bin ich sehr dankbar. Nichtsdestotrotz benötigt jeder Pausen und Ruhezeiten. Still human, haha...

2021 durfte ich lernen, wie wichtig es ist, sich zu erlauben, ‘weniger’ zu leisten. Dass spirituelle ‘Arbeit’, ‘energetischen’ Raum halten für andere, aber auch die ‘Arbeit’ an sich, Dekonditionierung, Therapie, Workshops, Masterclasses und Co. AUCH ‘Arbeit’ sind und als solche akzeptiert werden DÜRFEN. Alles, was Körper und Geist beansprucht, ist eine Form von ‘Arbeit’. Slow Living ist für mich mittlerweile, einen eigenen Space zu haben, in dem ich mich wohl fühle und tun und lassen kann, was ich will. Mich zurückziehen kann, meinen Arbeitstag selbst gestalten kann. Slow Living bedeutet auch, sich von der Umwelt, dem Umfeld und Menschen zurückzuziehen – egal ob fremd oder eng verbunden. 

Sollten wir uns jeden Tag ein bisschen erden oder denkst du, es ist besser, alles zu geben und dann längere Ruhephasen einzulegen?

Balance. Es gibt kein Richtig oder Falsch, besser oder schlechter, wenn es darum geht, was uns erdet und wohlfühlen lässt. Bei sich zu sein, sich zu spüren und in weiterer Folge zu spüren, was man braucht, ist, denke ich, was wir ausbilden sollten.

Slow Living zu Samhain

 

Wie können uns Meditationen unterstützen?

In so, so vielerlei Hinsicht! In erster Linie geben sie uns meiner Meinung nach, Momente von Selbstwahrnehmung, Innehalten und Kontemplation. Meditation aktiviert Selbstheilung. Jede noch so kleine Praxis hat Einfluss und Wirkung.

Hast du einen Tipp für alle, die mit dem Meditieren anfangen möchten oder die denken, dass das einfach nichts für sie ist?

Einfach anfangen. Es gibt nie den richtigen Moment, das richtige Mindset oder die richtige Methode. Meditation ist ein dehnbarer Begriff und eine flexible Technik und ohne Ausnahme für jeden. Finde oder kreiere die Meditationsform, die für dich funktioniert. Meditation bedeutet nicht, mit geschlossenen Augen still sitzen zu müssen, etwas ‘sehen’ zu müssen oder sie jeden Tag praktizieren zu müssen. Oft finde ich einen meditativen Zustand beim Gemüseschneiden oder Kreativsein, ja sogar beim Arbeiten. Meditation darf auch in Bewegung stattfinden, beim Spazieren in der Natur, beim Sport oder während dem Zugfahren. Es geht darum, dich und das Jetzt wahrzunehmen und ‘einfach nur’ zu sein. Und das am besten täglich. Du wirst den Unterschieden bemerken. Versprochen! Vielleicht nicht nach den ersten 3 Tagen, aber bestimmt nach den ersten 3 Wochen ;)

Hast du eine Meditation, die uns empfehlen kannst für die aktuelle Zeit?

Ich liebe Kundalini-Yoga! Es ist eine besondere Form des Yogas und berührt (mich) auf ganz vielen Ebenen. Vor kurzem habe ich begonnen, mich mit den ‘10 bodies’ auseinander zu setzten und mache hierzu verschiedene ‘Kriyas’ (Übungsabfolgen). Am Besten selbst das WWW fragen und dich leiten lassen, was dich dazu anspricht.

Wenn dir das zu kompliziert ist, try this:

  • 10 Minuten am Tag
  • gemütliche Haltung, Augen zu, Ort darf überall sein
  • höre dabei Musik, die du liebst und die dich gut fühlen lässt (darf meditative Musik sein - muss aber nicht)
  • stelle dir einen Ort vor, der für dich eine Art Kraftort repräsentiert und ‘beame’ dich dort hin (das darf alles sein, fiktiv, real, was auch immer vor deinem inneren Auge auftaucht)

  • erlaube dir und auch diesem Kraftort, dir das zu geben, was du gerade benötigst, bzw. das dort zu lassen, was dich beschäftigt und deine Aufmerksamkeit auf sich zieht.


Enjoy!

Slow Living zu Samhain

Melihas wilder Steckbrief

Dein liebstes Ritual: frische Blumen besorgen und sie dann eine nach der anderen berühren, anschneiden, ihr einen Platz in einer Vase geben und ein schönes Gesteck daraus machen. Dazu Kaffee/Tee, Lieblingskuchen und manchmal ein Gläschen Prosecco. Bevor ich den ersten Schluck trinke, proste ich mir jedes einzelne Mal selbst zu: 
Cheers to me! :)

Dein Lieblingskraut: Salbei. Zum Essen, Räuchern, Trinken, Auftragen – love it. Wild, weiß, echt, seine Vielseitigkeit ist faszinierend.

Dein Kraftort: mein Zuhause und viele feinstoffliche Orte in meinen Meditationsreisen und Shamanic Journeys.

Das tollste Geschenk, das du jemals bekommen hast: Eine Füllfeder mit 25, die mich täglich begleitet, die so viele meiner Gefühle und Gedanken festgehalten hat und so viele Worte und Wünsche an andere geschrieben hat. Und ein Perlenset mit 7, das habe ich heute noch und es hat mich als Kind und Jugendliche sehr vor Einsamkeit bewahrt. Beide Geschenke haben mich in der Einsamkeit nicht einsam sein lassen und mich gelehrt, mit mir zu sein, mir eine gute Freundin zu sein und die Dinge auf kreative Art ‘auszusitzen’, wenn ich mich machtlos gefühlt habe.

Deine Mission: Andere Wege gehen, mit dem Leben experimentieren und Grundsteine für ein neues Bewusstsein legen, wo feinstoffliche und feststoffliche Welt parallel existieren können und miteinander verwoben sind.

Love out to you, Meliha

Liebe Meliha, vielen Dank für dieses inspirierende Interview. Wir stecken nun voll neuer Gedanken und Ideen. Sehen diese Zeit in einem neuen Licht. Du findest Meliha La Guri auf LaGuri.com, auf Instagram, aber auch offline in ihrem Salon La Guri in Wien. Sie bietet 1:1 Reiki Sessions an, die sie mit Kinesiologie kombiniert. Sehr feinstofflich. Online teilt sie viel über ihren urbanen Zugang zu Tarot, Shamanism und Energetic Healing. Dabei geht sie im Zyklus des keltischen Jahreskreises und der Astrologie. Und das mit Tiefgang und Ästhetik.

Bilder: Sophie Nawratil


Jahreskreisrhythmus Samhain